Mayer-Schönberger: Delete
Viktor Mayer-Schönberger: Delete – Die Tugend des Vergessens in digitalen Zeiten
Übersetzung: Andrea Kamphuis
Berlin University Press, 2010, 264 Seiten, ISBN 978-3-940432-90-2
Kommentar von Andrea Kamphuis
Es ist etwas befremdlich, das Buch eines Autors ins Deutsche zu übersetzen, der deutscher Muttersprachler ist: Man hat ständig das Gefühl, er blicke einem kopfschüttelnd über die Schulter, denn man hat praktisch keine Chance, "seinen" Tonfall genau zu treffen. In diesem Fall war die Zusammenarbeit mit dem Autor aber ganz hervorragend: Wir waren uns beide der Problematik bewusst und haben versucht, durch gegenseitiges Redigieren das Beste aus dem Text herauszuholen, das in der knappen verfügbaren Zeit möglich war.
Mayer-Schönberger war zur Buchmesse in Frankfurt, wo ich Gelegenheit hatte, seinen Vortrag zu moderieren. Auch die Zusammenarbeit mit der kleinen, feinen Berlin University Press war sehr angenehm. Zudem halte ich das Thema für gesellschaftlich hoch relevant, auch wenn mich Mayer-Schönbergers Lösung für das Problem des übermäßigen digitalen Erinnerns nicht restlos überzeugt. Das Highlight meines Arbeitsjahres 2010!
Kurzbeschreibung (Verlagstext)
GOOGLE VERGISST NIE!
Weshalb es lebenswichtig ist zu vergessen
Das digitale Zeitalter ist eines der perfekten Erinnerung: niemals zuvor haben wir so viele Informationen sammeln können wie heute. Immer größer und billiger werdende Speichermedien, neue Methoden zur Erschließung von Informationen und der Zugriff auf Daten aus aller Welt über das Netz machen dies möglich.
Welche Folgen hat diese Entwicklung? Wird nur noch das als wahr gelten, was die Form digitaler Daten annimmt? Oder werden wir für das, was dauert, für Verträge und sprachliche Kunstwerke, beim Papier bleiben? Ist das Vergessen nicht ein exzellenter, evolutionär bewährter Mechanismus zur Gewichtung von Informationen? Beeinträchtigt das permanente Erinnern nicht unser Urteils- und Entscheidungsvermögen und damit unsere Entwicklungsfähigkeit? Sind aus ihrem Kontext gerissene Informationen nicht anfällig für Manipulationen?
Mayer-Schönberger öffnet uns die Augen für die Gefahren der ewigen digitalen Erinnerung und zeigt die wichtige Rolle auf, die das Vergessen in unserer Geschichte gespielt hat. Er plädiert für eine genial einfache Lösung: Dateien aller Art mit einem Verfallsdatum auszustatten, damit das Gedächtnis der Menschheit nicht unter der Datenflut zusammenbricht.
Viktor Mayer-Schönberger lehrte zehn Jahre an der Harvard University. Er berät Unternehmen, Regierungen und internationale Organisationen. Heute ist er Direktor des Forschungszentrums für Informations- und Innovationsstrategien an der National University of Singapore.
Inhalt
- Die unvergessene "betrunkene Piratin"
- Die Funktion des Erinnerns und die Bedeutung des Vergessens
- Der Niedergang des Vergessens
- Von Macht und Zeit: Konsequenzen der Unfähigkeit zu vergessen
- Mögliche Reaktionen
- Für die Wiederkehr des Vergessens
- Zusammenfassung
- Zuletzt aktualisiert: Montag, 17. Dezember 2018