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Produkte und Projekte

Motluk: Fühl das Licht!

Alison Motluk: Fühl das Licht!

In: Gehirn und Geist, 9/2006, S. 40-43

Übersetzung: Andrea Kamphuis

Kurzbeschreibung (Abstract)

Der türkische Künstler Esref Armagan schafft eindrucksvolle gegenständliche Gemälde – obwohl er seit frühester Kindheit blind ist.

Kommentar von Andrea Kamphuis

Der auf Blindheit spezialisierte kanadische Psychologe John Kennedy und der US-amerikanische Neurologe Alvaro Pascual-Leone haben den in seiner frühen Kindheit erblindeten Maler Esref Armagan untersucht, der mit Hilfe des Tastsinnes und der übrigen Sinne gegenständliche, zum Teil sogar perspektivische Gemälde anfertigt.

Wie sich im Hirnforschungslabor der Harvard Medical School in Boston zeigte, ist Armagans visueller Cortex beim Zeichnen (nicht aber beim bloßen Abtasten der zu zeichnenden Gegenstände) genauso aktiv wie bei einem Sehenden. Pascual-Leone schließt daraus, dass Sehen und "Be-greifen" – das Vorstellen eines inneren Bildes – eng verwandt seien und der visuelle Cortex auch nichtvisuelle mentale Bilder verarbeite, was bei Sehenden nur wegen der Übermacht der visuellen Eindrücke bislang nicht aufgefallen sei.

Buchanan: Mikroben mit Teamgeist

Mark Buchanan: Mikroben mit Teamgeist

In: Gehirn und Geist, 9/2005, S. 40-43

Übersetzung: Andrea Kamphuis

Kurzbeschreibung (Abstract)

Bislang waren Bakterien, Amöben und Hefen nicht gerade für ihre soziale Ader berühmt. Jetzt entdecken Forscher, dass Zusammenarbeit und Kommunikation auch im Reich der Einzeller groß geschrieben werden.

Kommentar von Andrea Kamphuis

Inhaltlich schließt dieser Artikel eng an jenen von Costerton und Stewart an, der 2001 in Spektrum der Wissenschaft erschienen ist. Auch Buchanan stellt die erstaunlichen Überlebensstrategien von Mikroben vor, die sich – vor allem, wenn es ungemütlich wird – durch den Austausch von Botenstoffen miteinander verständigen, ihr Verhalten synchronisieren oder in ihren Kolonien eine Arbeitsteilung einführen. Die chemische Kommunikation, mit der sie herausfinden, wie viele Artgenossen und damit potenzielle Verbündete sich überhaupt in der Nähe befinden, wird als "Quorum Sensing" bezeichnet.

Im Labor von Jim Shapiro und seinen Kollegen in Chicago bilden Proteus-Bakterien Fortsätze aus und schließen sich zu Flößen zusammen, die kollektiv über den Boden der Kulturgefäße gleiten, auf dem die einzelnen Zellen nicht vom Fleck kommen. Staffan Kjellebergs Team von der Universität im australischen New South Wales konnte beobachten, wie andere Bakterien sich zu "Wagenburgen" in Form fester Biofilme zusammenschließen, um nicht von räuberischen Protozoen gefressen zu werden. Auch Eshel Ben-Jacob von der Universität in Tel Aviv, dessen Artikel über Mikroben-Muster ich 1998 für Spektrum übersetzt habe, kommt zu Wort: Seines Erachtens haben Mikroben eine regelrechte Sprache entwickelt, in der sie mehrere chemische Signale zu komplexen Nachrichten kombinieren: eine soziale Intelligenz, die man früher nur höheren Tieren zubilligte. Dieser Sprach- und Intelligenzbegriff erscheint mir allerdings sehr, sehr weit gefasst.

Dohmen: Kosmische Lebenskunst

Joep Dohmen: Kosmische Lebenskunst

In: Gehirn und Geist, 4/2004, S.74-77

Übersetzung aus dem Niederländischen: Andrea Kamphuis

Kurzbeschreibung (Abstract)

Was ist wahre Weisheit? Sie aktiv ausüben, meint der französische Philosoph Pierre Hadot. Zwanzig Jahre nach seinem Tod findet der einflussreiche französische Verfechter der Lebenskunst, der Philosoph Michel Foucault (1926-1984), einen Nachfolger. Sein eigener Lehrer, der mittlerweile 82-jährige Pierre Hadot, hat den Elfenbeinturm der Wissenschaft am Ende seiner akademischen Laufbahn gegen die öffentliche Arena eingetauscht – aus Wut und Verantwortungsgefühl!

Kommentar von Andrea Kamphuis

Eine der wenigen Übersetzungen aus dem Niederländischen in den letzten Jahren. Das Denken und die Werke des Professors für Geschichte des hellenistischen und römischen Denkens am angesehenen Collège de France, der sich in seinen Büchern und Aufsätzen mit Aspekten der antiken Philosophie und Theologie befasst hat, sind mir trotz dieses Artikels von Joep Dohmen, Philosoph und Dozent an der Universität Utrecht, ziemlich fremd geblieben. Ihn als Nachfolger Foucaults zu bezeichnen erscheint mir gewagt.

Freier Wille - frommer Wunsch?

Helmut Fink, Rainer Rosenzweig (Hg.): Freier Wille – frommer Wunsch?

Rezension von Andrea Kamphuis

In: Spektrum der Wissenschaft, September 2006, S. 102-104

Kurzbeschreibung (Abstract)

Auf dem Höhepunkt der feuilletonistischen Aufregung um die vermeintliche Abschaffung des freien Willens durch die Neurowissenschaften, im Oktober 2004, veranstaltete der Nürnberger "Turm der Sinne" für die interessierte Öffentlichkeit ein Symposium zu diesem Thema. Für den vorliegenden Band haben zehn der zwölf Referenten ihre Vorträge zu Essays umgestrickt.

Kommentar von Andrea Kamphuis

Bei der ersten Lektüre gerät man noch kräftig ins Schleudern, weil die Autoren je nach Fachgebiet unterschiedliche Begriffe verwenden und verschiedene Schwerpunkte setzen. Aber wenn man im zweiten Durchgang fleißig hin- und herblättert, beginnen sich die Informationen und Argumente zu einem kohärenten Gesamtbild zusammenzufügen. Es klärt sich auch, was an der Debatte wirklich neu ist und was die Philosophen unter anderen Namen wie etwa Leib-Seele-Problem bereits vor Jahrhunderten beschäftigt hat.

Costerton, Stewart: Biofilme

J. W. Costerton und Philip S. Stewart: Bekämpfung bakterieller Biofilme

In: Spektrum der Wissenschaft, November 2001, S. 58-65

Übersetzung: Andrea Kamphuis

Kurzbeschreibung (Abstract)

Für einige der hartnäckigsten Infektionskrankheiten sind Biofilme, gut organisierte Verbände von Bakterien, verantwortlich. Wer ihnen beikommen will, muss das Kommunikationssystem dieser Mikroben ausspionieren.

Kommentar von Andrea Kamphuis

Biofilme sind robuste Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen, die – obwohl Einzeller – eng zusammenhalten und sogar eine gewisse Arbeitsteilung entwickeln, die an die Gewebe von Vielzellern erinnert. Das macht sie so unberechenbar und schwer zu bekämpfen. Auf Kontaktlinsen, in Trinkwasserleitungen, in Blasenkathetern und auf anderen vermeintlich sterilen Oberflächen setzen sich die Bakterien mithilfe faseriger und klebriger Proteine fest, die sie ausscheiden. Durch Botenstoffe regen sie sich gegenseitig zur Vermehrung an. Im Inneren der Schichten bauen sich dann z. B. Sauerstoffgradienten auf; es entstehen unterschiedliche Milieus, in denen verschiedene Arten gedeihen können, die nicht einfach durch Antibiotika niederzuringen sind. Auch technische Systeme wie Wärmetauscher können durch Mikrofilme beschädigt werden.

Costertons und Stewarts Schilderungen haben bei mir zum einen großen Respekt vor der "Findigkeit" und der Kommunikativität vermeintlich primitiver Mikroben geweckt. Zum anderen leuchtet mir unmittelbar ein, warum man gegen solche Kolonien vorgehen muss, wenn sie am falschen Ort entstehen. Im Artikel werden einige Ansätze dazu vorgestellt.