Falkowski: Eisendüngung der Meere

Paul G. Falkowski: Der unsichtbare Wald im Meer

In: Spektrum der Wissenschaft, Juni 2003, S. 56-62

Übersetzung: Andrea Kamphuis

Kurzbeschreibung (Abstract)

Das Phytoplankton entzieht der Atmosphäre große Mengen Kohlendioxid. Durch Düngung der Meere mit Eisen lässt sich die Vermehrung dieser Mikroorganismen anregen; damit wäre möglicherweise der globalen Erwärmung entgegenzuwirken.

Kommentar von Andrea Kamphuis

Das Thema dieses bereits älteren Artikels tauchte Anfang 2009 plötzlich wieder in den deutschen Medien auf: Das Bundesumweltministerium hat das Bundesforschungsministerium ... nun ja ... je nach Lesart gebeten oder dringend aufgefordert, das geplante deutsch-indische Eisendüngungsexperiment Lohafex "noch nicht durchzuführen" (zu lesen war auch: zu stoppen). Bei diesem Experiment soll die Polarstern, das Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, in einem 300 Quadratkilometer großen Gebiet im Südmeer 6 Tonnen gelöstes Eisen ausbringen, um das Algenwachstum anzuregen. Über 45 Tage hinweg soll dann unter anderem nachgemessen werden, wie viel zusätzliches Kohlendioxid durch die so geförderte Algenblüte gebunden und mit dem abgestorbenen Plankton im tiefen Meer versenkt worden ist.

Doch die UN-Konferenz zur Biodiversitätskonvention, die im Sommer 2008 in Bonn stattfand, hat nach Ansicht des Bundesumweltministers und mehrerer Umweltschutzorganisationen de facto ein Moratorium für großflächige Eisendüngungen ausgesprochen, und nun wird darum gestritten, ob das Experiment unter dieses Moratorium fällt oder nicht. Generell ist Skepsis sicher angebracht: Auch Falkowski kam 2003 zu dem Schluss, dass der erhoffte Effekt solcher Düngungen an anderen Stellen im komplexen Gefüge der marinen Ökosysteme wieder zunichte gemacht werden könnte. Das Alfred-Wegener-Institut betont in seiner Pressemitteilung, dass der Versuch keineswegs gegen den Beschluss der Konvention über die biologische Vielfalt vom Mai 2008 verstoße.

Wer durch die aktuelle Berichterstattung neugierig geworden ist, kann sich in diesem Spektrum-Artikel kompakt und fundiert über die wissenschaftlichen Hintergründe informieren.