Muster- und Strukturenratebild, Mai 2009

Rätselbild

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Auflösung

Solche Kalksinterstrukturen verlaufen eigentlich waagerecht auf mehr oder weniger senkrechten Wänden; das Bild ist um 90 Grad gekippt: Der rechte Rand ist tatsächlich oben. Das Gebilde ist an einer Wand eines Bunkerrestes im ehemaligen Westwall entstanden. Hier eine Ecke der Wand mit aufgesprungener Sinterschicht:

Kalksinter

Derartige wellig-streifige Sinterstrukturen sind gar nicht so selten und haben bestimmt einen Namen. Aber wie so oft bei unserem Thema "Muster und Strukturen in der Natur" gestaltet sich die Recherche ausgesprochen schwierig, wenn man von Bildern ausgehend einen Fachbegriff sucht. Nach anderthalb Stunden Suchmaschinen-Fischzug mit allen erdenklichen Kombinationen und Variationen von "Sinter", "Sedimentation", "Kalk", "Wellen", "Lamellen", "Streifen" usw., bei dem uns kaum mehr als zwei seltsame Texte aus den Jahren 1782 und 1855 ins Netz gingen, sind wir für sachdienliche Hinweise (wie immer) dankbar!

Nur wenige Jahrzehnte nach ihrem Bau bzw. ihrer Sprengung sind viele der unzähligen Bunker, die sich in den Wäldern der Eifel verstecken, bereits stark versintert. An den Decken und stark überhängenden umgestürzten Wänden bilden sich Sinterröhrchen und -decken, am Boden entsprechende Stalagmiten:

Kalksinter

Einige Strukturen erinnern, wenn man ein Auge zudrückt, an die berühmten Sinterterrassen von Pamukkale – nur dass die "Becken" (hier von oben fotografiert) nur wenige Millimeter bis Zentimeter groß sind:

Kalksinter

Versinterung ist gewissermaßen der Umkehrprozess der Verkarstung. Aus dem Wasser, das beim Sickern durch den Boden allerlei Stoffe gelöst hat, scheidet sich ein Mineral wie Kalk (Calciumcarbonat) ab – zum Beispiel weil die Lösung durch Verdunstung die Sättigungsgrenze überschreitet.

Die Wälle der "Becken" und die Lamellen auf den Wänden dürften durch einen Selbstorganisationsprozess wachsen: Fließt mineralienreiches Wasser in oder über solche Strukturen, so schlagen sich die Substanzen bevorzugt an den bestehenden Graten nieder, da hier die Verdunstung am stärksten und damit die lokale Stoffkonzentration am höchsten ist.

Wenn das Wasser zuvor beispielsweise eisenhaltige Schichten passiert hat, kann der an sich weiße Kalk recht bunt werden. An dem folgenden abstrakten Gemälde haben auch Grünalgen mitgewirkt:

Kalksinter