Muster des Monats; (c) Stephan Matthiesen 2015

Was sehen wir hier (krankheits- und arbeitsbedingt ein paar Tage zu spät)?

Neulich war ich im Zoo von Edinburgh:

Nashorn; (c) Stephan Matthiesen 2015

Hoppla, das war jetzt das Hinterteil. Das Musterbild stammt dagegen aus der vorderen Hälfte des Tiers:

Nashorn; (c) Stephan Matthiesen 2015

Ein Nashorn, dessen Haut am Hals Falten wirft. Und an Falten sind wir diesmal interessiert. Hier ist ein weiteres Hautbild vom gleichen Zoobesuch:

Parasaurolophus; (c) Stephan Matthiesen 2015

Auch hier sieht man Hautfalten, diesmal konzentrisch angeordnet - und zwar um ein Bein herum:

Parasaurolophus; (c) Stephan Matthiesen 2015

Dass diese Falten so konzentrisch sind, liegt an der Spannung bzw. der Bewegung der Haut. Man kann das einfach an der eigenen Hand nachvollziehen. Wenn man den Daumen in Richtung Handfläche zieht, entstehen ebenso konzentrische Falten am Handballen:

Hand; (c) Stephan Matthiesen 2015

Man sieht auch viele andere Falten, besonders in der Handfläche, an den Fingergelenken und um das Handgelenk herum (wieder konzentrisch!). Es ist ganz interessant, die eigene Hand mal in alle Richtungen zu bewegen und zu verfolgen, wie sich die Falten dabei verändern. Die Haut ist zwar elastisch, aber dort, wo durch die Bewegung der Gelenke sehr große Dehnungen nötig sind, haben sich Falten gebildet, und zwar im rechten Winkel zur Dehnungsrichtung.

Das Prinzip wird auch in der Technik häufig genutzt:

Staubsaugerschlauch; (c) Stephan Matthiesen 2015

Dieser Staubsaugerschlauch ist durch die Falten beweglich - bestünde er aus einem Kunststoffrohr gleicher Dicke, aber ohne Rippen, dann wäre er ziemlich steif und für den Hausputz ganz unbrauchbar.

Jetzt muss ich aber noch verraten, zu welchem Tier das obige Bein gehört. Im Zoo waren gerade exotische Besucher:

Parasaurolophus; (c) Stephan Matthiesen 2015

Nein, geklont nach der Jurassic-Park-Methode wurde hier nicht, auch wenn das Roslin-Institut, die Heimat von Klonschaf Dolly, nicht weit weg ist. Vielmehr wurde dieser Parasaurolophus aus Kunststoff nachgebildet und hebt nur gelegentlich dank einer hydraulischen Animatronik den Kopf ein wenig. Gerade sind die Jungen geschlüpft:

Parasaurolophus; (c) Stephan Matthiesen 2015

Sind die süüüüß!

Zugegeben: Ob die Haut von Plastiktieren noch als "Muster der Natur" durchgeht, ist vielleicht ein wenig umstritten. Aber ganz frei erfunden ist die Haut nicht. Von Dinosauriern sind einige Hautabdrücke erhalten, und die Lage der Falten wird auch einfach von der Beweglichkeit bestimmt, so wie wir es oben an der eigenen Hand gesehen haben. Der künstlerischen Freiheit entspringen allerdings die Farben der Dinosaurier: Es wird zwar heute angenommen, dass sie - ebenso wie viele heutige Säugetiere und Vögel - mit allerlei Farbmustern als soziale Signale geschmückt waren, aber deren genaue Ausprägung können wir nicht mehr rekonstruieren.

Gleich um die Ecke steht ein Tier, dessen Falten nun doch sehr an den Staubsaugerschlauch erinnern:

Gefiederter Dinosaurier; (c) Stephan Matthiesen 2015

Es handelt sich um einen gefiederten Dinosaurier, dessen Gattungsnamen ich mir leider nicht notiert habe:

Gefiederter Dinosaurier; (c) Stephan Matthiesen 2015

"Den hier mag ich gar nicht, der sieht gar nicht wie ein Dinosaurier aus!", meinte dazu eine Besucherin. In der Tat, etwas gewöhnungsbedürftig ist dieses Federvieh schon. Wir sind eben schon sehr davon geprägt, wie Dinosaurier traditionell dargestellt werden - als nackte Reptilien.

Doch einige Dinausaurier hatten tatsächlich Federn. Die heutigen Vögel sind Nachfahren von gefiederten Dinosauriern der Jurazeit. Umgangssprachlich sagt man, dass "Vögel von Dinosauriern abstammen", aber im Sinne der Kladistik (einer biologischen Systematik der Verwandtschaftsbeziehungen) sind die Vögel ein Zweig der Dinosaurier und gehören zu den Maniraptoren, die zur Gruppe der Theropoden gehören. In diesem Sinne sind Dinosaurier also gar nicht ausgestorben. Diejenigen Dinosaurier, die keine Vögel sind, nennt man zur Unterscheidung auch Nicht-Vogel-Dinosaurier (engl.: non-avian dinosaurs).

Bei mehreren Maniraptor-Fossilien sind Federn erhalten. Man geht daher davon aus, dass sich Federn in dieser Gruppe entwickelt haben und alle späteren Vertreter gefiedert waren - also auch die berühmten Velociraptoren aus dem Film "Jurassic Park", die allerdings in Größe und Form eher Deinonychus, einer anderen Maniraptorengattung, als den tatsächlich deutlich kleineren Velociraptoren nachempfunden sind. Nur lässt sich Deinonychus schwerer aussprechen und klingt weniger dramatisch, was ihrer Filmkarriere nicht gut tat.

Aber die Natur interessiert sich natürlich überhaupt nicht für Hollywood und dafür, ob die Zoobesucher gefiederte Tiere als "echte Dinosaurier" akzeptieren und mögen. (Fairerweise: Die Befiederung wurde erst in den 1990ern entdeckt, als "Jurassic Park" bereits produziert war; tatsächlich hat sich Steven Spielberg sehr bemüht, den aktuellen Forschungsstand wiederzugeben.)

In keiner Dinosauriersammlung darf der Tyrannosaurus fehlen. Im Zoo von Edinburgh gab es eine fürsorgliche Mutter mit Kind - so viele interessante Falten, da ist es wirklich schade, dass auch sie aus Plastik sind und nur gelegentlich das Maul etwas öffnen, statt richtig herumzulaufen:

Tyrannosaurus; (c) Stephan Matthiesen 2015

Zu guter Letzt noch ein Quetzalcoatlus, einer der größten Flugsaurier:

Quetzalcoatlus; (c) Stephan Matthiesen 2015

Er streckt seine Flügel, um sich in der Sonne zu wärmen, und lauert darauf, dass ein Kind zu nahe kommt ...