Muster- und Strukturenratebild, Mai 2013

Muster des Monats 5/2013; (c) Stephan Matthiesen

(Zur Erklärung bitte weiterlesen)

Das heutige Muster hat bestimmt jeder schon einmal gesehen, wenn auch vielleicht nicht bewusst genauer wahrgenommen:

Wellen auf der Teichalm; (c) Stephan Matthiesen

Wellen auf der Teichalm; (c) Stephan Matthiesen

Hier strömt ein Bach in einen ruhigen, überwiegend noch gefrorenen Bergsee und erzeugt dabei allerlei Turbulenzen und Wellen, gerade an der Stelle, an der sich die Sonne im Wasser spiegelt.

Teichalm; (c) Stephan Matthiesen

Teichalm; (c) Stephan Matthiesen

Teichalm; (c) Stephan Matthiesen

Wellen sind ein alltägliches Phänomen; so alltäglich, dass es einem oft nicht in den Sinn kommt, einmal inne zu halten und ihre Entstehung, Form und Entwicklung eine Weile lang genauer zu verfolgen. Im ersten Bild sieht man dann zum Beispiel, dass das gröbere, eher unregelmäßige Muster an vielen Stellen von einem feineren Muster von parallelen Wellenkämmen überlagert wird. Solche Überlagerungen sind ein wichtiges Charakteristikum von Wellen, das in der Physik als "Superpositionsprinzip" bekannt ist: Wenn Wellen aufeinander treffen, durchdringen sie sich gegenseitig. Wo ein Wellenkamm auf einen anderen Wellenkamm trifft, bildet sich ein hoher Wellenkamm, wo aber der Kamm einer Welle auf das Tal einer anderen Welle trifft, löschen sie sich gegenseitig ganz oder teilweise aus. Auf diese Weise entstehen Interferenzen, bei denen sich die Wellen an manchen Stellen gegenseitig verstärken, an anderen dagegen abschwächen. Daher können Wellen sehr komplexe und sich stets wandelnde Muster erzeugen, obwohl die zugrunde liegenden physikalischen Mechanismen eigentlich relativ einfach sind.

Diese Bilder sollen daher auch als kleine Anregung dienen, gelegentlich die kompliziert anmutenden Wellenmuster in natürlichen Situationen einige Zeit lang genauer zu beobachten und zu verfolgen.

Die Bilder habe ich am 16. April auf der Teichalm im steirischen Almenland aufgenommen. Nach der Generalversammlung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) in Wien, bei der ich zwei Konferenzabschnitte leitete, konnte ich ein paar Tage Urlaub bei der Verwandtschaft im steirischen Koglhof anhängen:

Koglhof; (c) Stephan Matthiesen

Dieser Urlaub und ein paar weitere Reisen bis Ende April sind übrigens auch der Grund, warum das Muster des Monats diesmal sehr verspätet erscheint; bei der Rückkehr nach Edinburgh wartete erst einmal ein Stapel dringender anderer Aufgaben auf mich.

Auf der ganzen Reise, von Edinburgh bis nach Österreich und dann über Nürnberg, Freiburg und Köln wieder zurück, habe ich übrigens kein einziges Mal ein Flugzeug bestiegen. Glücklicherweise kann ich mir heutzutage die Bahn als weitaus bequemeres Transportmittel leisten. Und entspannte Fahrten durch vielfältige Landschaften und Orte sind weitaus faszinierender und fördern die Kreativität viel stärker als langes Herumsitzen in Flughäfen, die überall gleich aussehen.